Sie sind hier: Startseite > Geschichte
Geschichte
Strahlenberg und die Tützer Wedels
Strahlenberg ist eng mit dem Geschick der Adelsfamilie Wedel verbunden. So wurde das Dorf von den Wedels um 1300 gegründet. Schon im Jahre 1306 verkauft Hasso von Wedell dem Lehnsmann Christof Bolt, einem Bürger aus Tütz, 7 Hufen im Dorf Strahlenberg. Der Kaufpreis, 60 Mark Finkenaugen, wird in bar entrichtet. Vorher gehörte das Land dem Edelmann Hennikus Winanz, der jedoch die Besitzung mit all seinen Rechten wieder an die Wedells zurück gegeben hatte.
Die Boltīschen Hufen
Diese sog. Bolt´schen Hufen wurden auch genau bezeichnet: 4 Hufen liegen hinter Mühle, eine Hufe befindet sich rechts am Ende des Dorfes auf dem Weg nach Stibow, die beiden letzen Hufen liegen diesseits des Kruges in Richtung Tütz. Diese Urkunde ist eine der ältesten im Dt.Kroner Land und ist deshalb von großem geschichtlichen Wert, weil in ihr auch die damaligen Vasallen der Tützer Herrschaft als Zeugen mit aufgeführt sind. Genannt werden: Sukow, Babelow, Zadelow, Tidike Runge jun., Henning, Winanz, Libebotch, Wlatow und Grape.
Ein Sohn des Vasallen Bolt wird Geistlicher und verschenkt Strahlenberg 1338 an die Kirche. Durch die Grenzkriege ist das Dorf stark verwüstet, 14 Hufen sind nicht bebaut. Strahlenberg ist ein zahlungsunfähiges Dorf. Es ist im Kirchenregister von 1349 nicht aufgeführt. Ein halbes Jahrhundert später, im Jahre 1397, trifft der Rektor der Tützer Kirche mit dem Bürger Bolt aus Tütz noch einmal eine Übereinkunft bezüglich der o.g. Schenkung. Aus ihr entsteht später die Stiftung „Marienkessel“.
1413 wird eine Smolentine von Strahlenberg genant, vermutlich ein Vasall der Wedell. 1543 bezeichnet man Strahlenberg als Vasallengut der Tützer Wedell. Die Goltzen besitzen 1559 einen Adelsanteil von Strahlenberg. 1565 wird der Riediger Wedell, als Herr von Strahlenberg, Mellentin, Stibow, Machlin, Sindermater und Lubsdorf, genannt. Außer den beiden Hauptlinien - den Tützer und den Friedländer Wedells - war dies ein protestantischer Zweig. 1613 fällt der Adelsanteil an die Herrschaft Tütz zurück, die Wedels überlassen ihn aber der Witwe des Chr. Bolt, einer geborenen Billerbek. Im Jahre 1616 ist der Gutshof von Strahlenberg im Besitz der Ursula Blankenburg. Sie war in erster Ehe mit Ludwig Wedell und in zweiter Ehe mit einem Edelmann Wiloslawski vermählt. Wiloslawski ist noch 1629 auf Strahlenberg ansässig.
1633 wird Johann Ernst Wedell auf einer Reise nach Küstrin - offenbar um zum schwedischen Heer zu stoßen - bei Flathe von Christof Wedell überfallen und bleibt auf Strahlenberg ansässig. Daraus entwickelte sich ein nicht unproblematischer, ins politische reichender Prozeß. Im gleichen Jahr wird auch ein neuer Kontrakt mit dem Müller gemacht.
Bald darauf kaufen die Wedells, wie auch andern Orts, die Vasallengüter zurück und weisen ihre Untertanen zu noch härteren Diensten an, wie die zahlreichen Tützer Dorfprivelegien zeigen. Auch Strahlenberg hat ein solches Privileg nach dem Zusammenbruch der polnischen Herrschaft im Jahre 1772 erhalten.
Nach 1772 ist das adelige Vorwerk in Pacht gegeben, es ist 7 Hufen groß. Der Pächter hatte freie Fischerei im Großbartsee. Im Dorf sind 2 Freihufen, die eine gehört dem Schulzen, die andere dem Müller, ferner sind noch 11 1/'2 Zins- oder Scharwerkshufen vorhanden mit insgesamt 25 Feuerstellen.
Die Tützer Herrschaft stirbt aus. Die Töchter verheiraten sich mit poln. Edelleuten. Eine Tochter zieht nach Marzdorf, zu diesem Rittergut gehört auch Strahlenberg. Der sog. Marzdorfer Schlüssel gehörte der Franziska von Krzcika. Friedrich II. war auf die Erhaltung des Adels und seines Besitzstandes wenig bedacht. Besonders argwöhnisch beobachtete er die Edelleute in den ehemals poln. Landesteilen, die in beiden Ländern, also Polen und Preußen, ansässig waren und das Land verzehrten. So wurde alljährlich bei der Veranlagung der Vasallentabellen auch eine Angabe über diese polnischen Edelleute gemacht, darunter finden wir im Jahre 1780 auch Frau von Krzcika, der die Besitzerin des Marzdorfer Schlüssels. Der Wohlstand des Adels ging in den folgenden Jahren entschieden zurück. Und dies betraf nicht nur den poln. sondern auch den deutschen Adel. Güter wechselten, nachdem sie Jahrhunderte in einer Familie waren, den Besitzer. Ein neuer Zeitgeist ging um und erste Abbröckelungen wurden deutlich. Der Marzdorfer Schlüssel spaltete sich 1817 unter den Gebrüdern von Grabski und löste sich dann auf. Durch die Separation lösten sich die Dorfschaften, lediglich die unmittelbar zum Schloss gehörenden Vorwerke blieben übrig. Strahlenberg verblieb nach Auflösung der Tützer Herrschaft beim Stibber Komplex. Bei der Regulierung der bäuerlichen Verhältnisse im Jahre 1822 sind 1 Freischulzenbesitzer, 1 Mühlenbesitzer, 1 Freischmied, 1 Freibauer, 1 Freikossät und 5 Eigenhäusler beteiligt. Diese bildeten fortan das Dorf. Das adelige Vorwerk dagegen verbleibt unter dem Namen Neu-Strahlenberg beim Stibber Verband.
Quelle
Quelle: Seraphim, August, Preußisches Urkundenbuch, Politische (allgemeine ) Abteilung,
Band 1, Zweite Hälfte, Hartungsche Verlagsdruckerei, Königsberg in Pr., 1906